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Warum Loden und nicht Filz zur Herstellung von Trachtentaschen?!

  • sonjazipperer
  • vor 4 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Hallo Ihr Lieben,


in meinem ersten Beitrag möchte ich eine Frage beantworten, die mir sehr oft und immer wieder gestellt wird:

Warum Loden und Walkloden? (und nicht Filz, wie bei den meisten Trachtentaschen-Herstellern)

Und was ist Loden überhaupt?


Der Hauptgrund, warum ich niemals Filz für meine Handtaschen-Produktion verwende, ist schnell erklärt:

Filz verfilzt schnell und wird unansehnlich - Loden nicht.

Diese Langlebigkeit macht das Material zur nachhaltigsten und somit Kunden-freundlichsten Variante, Schafwolle einzusetzen.

Schafe auf der Weide
Traditionelle Woll-Lieferanten: Tiroler Steinschafe

Für alle, die es genauer wissen möchten, eine kurze Einführung in die Verarbeitung von Schafwolle:


Einen sehr guten Einblick in die Verarbeitung der Roh-Wolle erhält man bei Führungen in den wenigen verbliebenen Woll-verarbeitenden Betrieben, z.B. im Ötztaler Schafwoll-Zentrum in Umhausen.


Filz besteht aus den kurzen Wollfasern der Schafwolle. Diese fallen beim "Kardieren", also Kämmen der Schafwolle am Anfang der Verarbeitung, aus und werden auf großen Tischen unter Einwirkung von Lauge so lange verrieben, bis ein Faser-Verbund entsteht. Die so entstandenen "Filz-Matten" werden dann noch gepresst, um sie reißfester zu machen. Diese Matten sind ab mindestens 3mm-5mm Dicke oder mehr sinnvoll, damit sie nicht gleich wieder zerreißen. Trotzdem bleibt der Faser-Verbund relativ lose und die kurzen Wollfasern verabschieden sich über kurz oder lang wieder... das leider unschöne aber typische Verfilzen der daraus hergestellten Produkte. Und das Material wird immer dünner, bis Löcher entstehen oder es überhaupt ganz durchreißt.

Dieser Werkstoff eignet sich perfekt für Aufbewahrungs-Körbe, Sitzauflagen, Matten, Tischsets, Glasuntersetzer...


Beim Loden ist das genau anders herum:

Die gekämmten langen Wollfasern werden zu Garn versponnen. Dieses Garn wird dann zu strapazierfähigen Stoffen verwebt. Daraus erklärt sich, dass diese langen, verarbeiteten Wollfasern nicht mehr raus können aus diesem dichten Verbund. Das Gewebe wird dann durch heißes Waschen geschrumpft, wodurch sich die Fasern weiter verschränken und der fertige Loden seine typischen Eigenschaften erhält: seine Wind- und Wasser-abweisende Charakteristik.

Je nach Dicke des Woll-Garns entstehen:

  • leichtere Sommer-Lodenstoffe (z. B. für Dirndl-Oberteile, Hosen, Röcke, Kleider, Blazer, Schals)

  • und schwerere Winter-Lodenstoffe (z. B. für wärmere Sakkos, Lodenmäntel, Decken...).


Walkloden oder auch "Kochwolle" ist die "gestrickte Variante" des Lodens. Das Verfahren ändert sich nur durch das Verstricken des Garnes, anstatt es zu verweben wie bei Loden. Der dehnbare Strick eignet sich optimal für die Handytaschen-Produktion.


Der Werkstoff Loden ist also das denkbar hochwertigste und nachhaltigste Ausgangs-Material für die Herstellung von traditionellen Trachten-Handtaschen. Die Haptik des Lodens ist im übrigen im Vergleich zum Filz sehr angenehm weich und mit 1 bis maximal 3 mm Stärke ungleich einfacher und vielschichtiger zu verarbeiten.

Die verwechselnd ähnliche Oberfläche zum Filz entsteht durch nachträgliches Aufrauen nach dem Weben der Stoffe. Aufgeraut oder gekämmt wird der Lodenstoff, um ihn Wind- und Wasser-abweisender zu machen. Aber wenn man genau hinsieht, wird man das Gewebe entdecken.

Auch bei genauestem Hinsehen kein Gewebe sichtbar = kein Loden. So einfach ist das.


Alles Liebe und bis zum nächsten Mal,


Eure Sonja Zipperer


 
 
 

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